Geschrieben vom Ur-Enkel des letzten Sonnenwirths (Teil 6)

Die bisherige Geschichte:

Johann Friedrich Sutter hatte die Wirtschaft im Jahre 1868, nach dem Tod seines Vaters übernommen und zehn Jahre weiterbetrieben. Das nächste offizielle Schreiben, das archiviert wurde, stammt aus dem Jahre 1882. Dort erfahren wir offiziell, dass der Wirtschaftsbetrieb am 26. Dezember 1878 vorläufig eingestellt wurde. Was war passiert?

"... bekannt ist, stellte ich am 26. Dezember 1879 meine Gastwirtschaft mit dem Realrecht zur Sonne familienverhältnisen wegen auf unbestimmte Zeit ein und habe bis dahin diese Wirtschaft nicht betrieben. ..."

Wie schon im Jahre 1769 der Fall, hat sich 1878 Nachwuchs im Hause Sutter eingestellt. Der älteste Sohn (mein Großonkel), der ebenfalls auf den Namen Johann Friedrich getauft wurde, ist am 22.10 1878 geboren. Die Familie ist wiederum zu groß um den Wirtschaftsbetrieb und die Fremdenzimmer weiter zu betreiben. Diese temporäre Einstellung hatte er vorschriftgemäß dem Gemeinderath mittgeteilt. Nach den Gemeindegesetzen vom 15.11.1834 muss er deshalb nach 3 Jahren eine Fristverlängerung beantragen, damit die Genehmigung nicht erlischt. Diese Verlängerung beantragt er und sie wird am 1.12.1882 per Aushang bekannt gemacht.

 

 "Bekanntmachung

Johann Frierich Sutter ist gekommen sein Realwirtschaftsrecht zur Sonne auf weitere drei Jahr verlängern zu lassen, etwaige Einsprüche hiergegen sind während des Zeitraums von acht Tagen ... bei dem Gemeinderath vorzubringen.

Gersbach den 1. Dezember 1882
der Gemeinderath
 
angeschlagen den 1. d. M
abgenommen den 11. Dezember 1882"
 

 Am 11. Dezember 1882 fand dann schon die Gemeinderath Sitzung statt, in welcher das Gesuch behandelt wurde.

 

 "Geschehen in Gersbach den 11. Dezember 1882

In der heutigen Sitzung des Gemeinderaths hat derselbe das Gesuch des Johann Friedrich Sutter für eine Verlängerung seines Realwirtschafts Rechtes zur Sonne einer Prüfung unterzogen. Die gesetzlichen Vorschriften wurden vollzogen und da hingegen keine Einsprüche erhoben wurden so erlaubt der unterzeichnende Gemeinderath besagtes Gesuch einem Großherzoglichen Bezirksamt ... vorzulegen, dass die gemachten Angaben des Johann Friedrich Sutter der Wahrheit gemäß sind, die Räumlichkeitenzu einer Wirtschaft eignen und es ein Bedürfnis des Publikums wäre wenn genannte Wirtschaft wieder betrieben würde.

Der Gemeinderath

x ...
x Joh. G. F. Schmidt
x ...
x Johannes ...
x ... "
(Die Namen der Gemeinderäte konnte ich bisher noch nicht entziffern)

Daraufhin findet am 15.12.1882 eine Anhörung auf dem Bezirksamt in Schopfheim statt, zu welcher der Sonnenwirth geladen wird.

 

 "Geschehen
Schopfheim den 15. Dezember 1882
...
In heutiger öffentlicher Sitzung ist der Gesuchsteller Johann Friedrich Sutter von Gersbach erschienen und mit seinen mündlichen Ausführungen zur Begründung seines Gesuchs vom 28. November d. Jhr. angehört worden.
...
Beschluß
...
... dem Johann Friedrich Sutter von Gersbach gemäß §49 Abs. 2 und §50 der Gemeindeordnung eine Frist zum Betrieb der Realwirtschaft zur Sonne in Gersbach mit Beginn vom 26. Dezember auf die kommenden 3 Jahre bewilligt.
Die Kosten hat der Gesuchsteller zu tragen.
... "

Es war wieder einmal geschafft. Um es vorweg zu nehmen. Die Gastwirtschaft zur Sonne wurde nie mehr eröffnet. Der älteste Sohn von Johann Friedrich hieß wie der Vater, wurde aber Fritz genannt. Er erlernt das Bierbrauen in der Trompeter Brauerei in Säckingen. Wahrscheinlich hatte er gehofft die Wirtschaft einmal übernehmen zu können und startete 1902 dazu mehrere vergebliche Versuche, die wahrscheinlich ganz Gersbach beschäftigten (mehr als 30 Seiten Schriftverkehr). Dazu muß ich aber noch zusätzlich recherchieren. Deshalb werden die letzten Teile später erscheinen.

Das letzte offizielle Bier in der Gastwirtschaft zur Sonne in Gersbach wurde an Weihnachten 1879 ausgeschenkt. Die Wirtschaft, immer im Familienbesitz der Sutters, existierte 140 Jahre lang.

Quellen:

Landesarchiv Baden-Würrtemberg B 740/1 Nr. 1368 (http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-2055684).
Ortssippenbücher von Schopfheim, Hausen im Wiesental und Gersbach, herausgegeben vom Geschichtsverein Markgräfler Land (Band 1 und 2)