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Geschrieben von Max Schlenker nach Aufzeichnungen von Adolf Kähny

Eine kleine Geschichte Adelhausens (Teil 3)

Im Frühjahr 1504 gibt es hohen Besuch in Eichsel. Der päpstliche Legat Raimundus Peraudi überprüft mit einer Kommission die Verehrung der drei Jungfrauen. Die Abgesandten der Kurie bestätigen den Kult und sprechen in Anwesenheit von 5.000 Gläubigen die drei Jungfrauen heilig. Doch es ist vorerst einer der letzten Vorgänge dieser Art: 1517 beginnt die Reformation, die zu einer tiefen innerkirchlichen Krise und zur Glaubenssspaltung führt. Die Verehrung von Heiligen lehnen viele Menschen bald ab.

Während sich viele Fürsten dem neuen Glauben zuwenden und es allerorts zur Aufhebung von Klöstern und Orden kommt oder gar zur Zerstörung von Heiligenbildnissen, ist unsere Region hiervon weniger betroffen: Die Habsburger und allen voran der Kaiser verstehen sich als Vorkämpfer des alten Glaubens und unterdrücken jede lutherische Strömung.

 

Über die genauen Vorgänge in Adelhausen sind wir zwar nicht unterrichtet, aber in mehreren Verwaltungsakten ist unser Ort wieder genannt: 1510 ist ein Rütsch Füse von Ropperschwyl und ein Lienhart Brugger von Adelhausen Beisitzer beim Gericht in Rheinfelden. Es erscheinen hier mit den Namen Brugger und 1560 mit dem Namen Renk, der ebenfalls Beisitzer bei einem Gerichtsprozess ist, heute noch in Adelhausen ansässige Geschlechter. 1528 ist ein Heini Mauchlin von Rapperschweyr Urteilssprecher bei einem Landverkauf an das Spital Rheinfelden.

Manch "archäologischen" Fund aus jener Zeit kann man auch noch heute live erleben: Der steinerne Türbogen des Anwesens Walter Meier, vormals Büllmann, in der Rheintalstraße in Adelhausen trägt die Jahreszahl 1599. Damit ist es das älteste noch erhaltene Gebäude im Ort. In alten Flurverzeichnissen trägt das Gebäude die Nummer 1 und war wohl das Vogtshaus. Die früheren Bewohner dieses Hauses waren die Brugger, die öfters das Vogtsamt innehatten.

1618 beginnt der Dreißigjährige Krieg. Unsere Region bleibt zunächst verschont, da sich der Krieg in Böhmen oder der Pfalz abspielt. Dennoch müssen sich die Landstände an den Kriegskosten beteiligen. 1620 sind es für unsere Region 400.000 Gulden und 1622 erneut 300.000 Gulden. Doch bald soll auch der Südwesten vom Krieg betroffen sein - mit dem Einfall des Schwedenkönigs Gustav Adolfs tritt der Krieg 1930 in eine neue Phase.

Damals gibt es noch keine Berufsarmeen. Die Heere sind auch nicht auf eine langfristige Kriegsführung ausgelegt, geschweige denn können die Fürsten sie unterhalten. Denn es handelt sich in der Regel um Söldnerheere und deren Finanzierung ist kostspielig. So lautet die Devise: "Der Krieg ernährt den Krieg". Die Soldaten quartieren sich in den Ortschaften ein, durch die sie ziehen. Für die Verpflegung muss die Bevölkerung aufkommen. 1632 kommen erstmals Soldaten in unsere Region: Rheinfelden ist durch seine Verteidigungsanlage auf dem Stein eine starke militärische Stellung. Im September 1632 erscheint der schwedische General Forbes vor Rheinfelden. Als die Stadt der Belagerung standhält, plündert und brandschatzt er das linksrheinische Gebiet von RheinfeIden und zieht ab. Am 25. Juli 1633 muss Rheinfelden nach erneuter Belagerung schließlich doch kapitulieren.

Die Region ist nun den Siegern überlassen. Deren Soldaten plündern sie völlig aus. Kaplan Mallinger von RheinfeIden berichtet darüber: „Wiewohl es eine stattliche Ernte gegeben, welche in vielen Jahren nicht so gut geraten, die Soldaten alles abgeschnitten und zum großen Teil noch verderbt haben. Es blieb den Leuten rein gar nichts mehr übrig. Die Häuser wurden vielfach angezündet. Niemand war seines Lebens mehr sicher. Der Hunger zog ein und mit ihm pestartige Krankheiten."

Zwar erobern kaiserliche Truppen Rheinfelden bereits drei Monate später wieder zurück - doch für die Region bedeutet das nur, dass die Plünderungen und Einquartierungen wieder von vorne beginnen; schließlich muss sich auch das Heer der "Befreier" unterhalten. Als Anfang 1634 neue Truppenverbände in die Umgebung von Rheinfelden kommen, zahlt die Stadt 2.250 Gulden Gebühr an das Heer, um Plünderungen zu vermeiden. Doch das kümmert die Soldaten wenig: Sie verwüsten Stadt und Region. 20 Söldner ziehen sogar bis nach Adelhausen und klappern die Häuser ab, rauben, was sie bekommen können und misshandeln die Frauen. Die Bauern setzen sich zur Wehr, schlagen die Söldner zurück und töten gar fünf von ihnen. Freund und Feind sind in diesem Krieg kaum zu unterscheiden. Nach einem Bericht an die vorderösterreichische Regierung ist 1634 jede dritte Wohnung in den Ortschaften abgebrannt und alle anderen Häuser stark beschädigt. Von einer Ernte ist kaum die Rede und für das Ansäen der Felder fehlen Geschirr und Vieh, was beides den Soldaten zum Opfer gefallen ist.

Solche Bedingungen herrschen im ganzen Reich und Kaiser und Reichsstände sind bald kriegsmüde. Sie schließen 1635 den sog. Prager Frieden und endlich scheint es so, als seien die Kämpfe vorbei. Doch da Frankreich nun ein zu starkes habsburgisches Kaisertum fürchtet, greift es aktiv in den Krieg ein. Im Februar 1638 belagert der mit Frankreich verbündete Bernhard von Weimar Rheinfelden. Die Stadt kann sich gerade noch halten, ehe am 28. Februar kaiserliche Truppen eintreffen. Zwischen Rheinfelden und Nollingen kommt es zur blutigen Doppelschlacht, in der die Kaiserlichen zuerst die Truppen Bernhards von Weimar schlagen, sich dann aber in der Siegesfreude sorglos gehen lassen, überraschend von Bernhard überfallen und im wilden Kampf in die Flucht geschlagen werden. Aus dem anfänglichen Sieg wird so eine bittere Niederlage - doch viel schlimmer für die Region sind erneut die Plünderungen von kaiserlichen und bernhardinischen Soldaten. Bernhard lässt Rheinfelden neu befestigen. Rechtsrheinisch wird neben dem Böckersturm ein fester Brückenkopf angelegt. Bernhard stirbt am 8. Juli 1639. Sein Heer huldigt nach seinem Tode Frankreich. Rheinfelden kommt damit bis zum Westfälischen Frieden 1648 unter französische Herrschaft und nach dem Friedensschluss wieder unter österreichische Oberhoheit.