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Geschrieben nach einem Artikel aus der Chronik 800 Jahre Adelhausen; Autoren: Adolf Kähny und Otto Kuder† (Bearbeitet von Daniel Kähny)

Der Originalartikel wurde 1966 von Otto Kuder† geschrieben und leicht bearbeitet in die 800 Jahre Chronik von 1992 übernommen. Im Folgenden ist diese Version mit wenigen Anmerkungen und Korrekturen von mir veröffentlicht.

Seit dem Jahr 1891 bestand der Musikverein Adelhausen, der die Bevölkerung des Dorfes viele schöne Stunden bereitete. Der Wunsch kam auf einen Männergesangverein zu gründen, der sangesfreudigen Männern und Burschen die Möglichkeit gab, dem schönen deutschen Volkslied Gehör zu verschaffen und in Geselligkeit die Schweren des Alltags vergessen zu machen. So wurde am 13. Januar 1924 im Dinkelberger Hof, nach vorherigen Zusammenkünften, die Gründungsversammlung abgehalten, die auf Betreiben des damaligen Lehrers Ernst Rümmele zustande kam, der auch das Dirigentenamt übernahm.

 Gesangverein Adelhausen ca. 1950 vor dem Rathaus in Adelhausen

Am 15. Januar wurde die erste Vorstandschaft gewählt, erster Vorsitzender des jungen Vereins wurde Gemeinderechner Adolf Kähny (Anmerkung: Vater des gleichnamigen Autors). 26 Männer und Burschen waren die Gründer des Vereins und nahmen die Singstunden auf. Kurze Zeit nach der Gründung wurde Dirigent Rümmele versetzt, und der Verein mußte sich nach einem neuen Dirigenten umsehen. Lehrer Bauknecht aus Eichsel übernahm die Leitung des Chores. Bereits am 10. Mai 1925, knapp 1 1/2 Jahre nach der Gründung, errang der Verein bei einem Wertungssingen in Schwörstadt, mit dem schönen Volkslied "Der Schmied" von Baumann, den ersten Preis, in der Klasse A "leichter Volksgesang", der unter 12 Konkurrenten errungen wurde. Der Musikverein Adelhausen bot den Sängern einen musikalischen Empfang im Dinkelberger-Hof.

So gingen die Jahre dahin, mit ständigem Auf und Ab, Mitglieder kamen und gingen, doch der 1. Vorstand Adolf Kähny hielt das Steuer des Vereins eisern in der Hand. Das Dritte Reich kam, es wurden alle Vereine gleichgestellt, alles wurde politisch ausgerichtet, obwohl laut Statuten keine politische Tätigkeit gegeben war. Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) ließ die Gesangstätigkeit ruhen und alles, was einigermaßen gefällig war, wurde zum Kriegsdienst herangezogen. Nach dem 2. Weltkrieg bis 1947 war durch Verfügung der französischen Militärregierung jede Vereinstätigkeit verboten. Am 24. Januar 1947 fanden sich die alten Mitglieder des Vereins zusammen, auch junge Burschen, die sich für den Gesang begeistert fühlten. Was besonders schmerzlich empfunden wurde, war der Umstand, daß der seit Gründung 1924 amtierende, verdienstvolle erste Vorstand Adolf Kähny nicht mehr gewählt werden durfte. Adolf Kähny, der Vater der Sänger, stand dem Verein seit der Gründung 1924 bis zu seiner Neugründung 1947, also 23 Jahre vor. Er hat mit Sachverstand und Einfühlungsvermögen den Verein in schweren Zeiten aufgebaut und geleitet. Er war Sänger mit Leib und Seele und seine so schöne Stimme kam aus dem Herzen. Ihm an dieser Stelle herzlichen Dank für 23 Jahre Vereinsfühung. Als Nachfolger wurde Hermann Sutter gewählt. Auch er gab sein Bestes für den Verein, bis ihn ein tödlicher Unfall plötzlich aus seinem geliebten Verein riß, für den ihm kein Opfer zu groß war. Als Dirigent konnte Ernst Ruf aus Hüsingen gewonnen werden. Er kam jahrelang bei Wind und Wetter zu Fuß über die Hüsinger Höhe oder im Sommer nach harter Arbeit zu uns. Er war ein Naturtalent, dem die Natur diese Gabe in den Mutterschoß legte. Ohne Ausbildung als Musiker oder Sänger leitete er den Gesangverein Hüsingen schon jahrelang und so blieb uns seine Tüchtigkeit nicht verborgen. Der Umstand, daß nach dem 2. Weltkrieg an allem ein großer Nachholbedarf bestand, sah sich, wer gesunde Hände und Füße hatte, nach einem Nebenverdienst um. Die Industrie im Rhein- und Wiesental, sowie in der Schweiz nahm einen unerhörten Aufschwung. Es war dem Verein nicht gerade förderlich, daß etliche Vereinsmitglieder im Dreischichtbetrieb arbeiteten und so lediglich jede dritte Singstunde anwesend waren. Dadurch wurde der Verein zu schwach, um öffentlich auftreten zu können.

Man hat erwogen, ob man nicht versuchen sollte, gemischt zu singen. Nicht vorauszusehen war, daß sich auf Anhieb viele Mädchen und Frauen bereit fanden mitzusingen. Am 10. Juli 1949 wurde das 25-jährige Jubiläum gefeiert. Es war eines der ersten Feste nach dem Krieg und für unseren Verein einer der schönsten Tage. Die Frauen und Mädchen waren voller Begeisterung dabei und überall, wo wir in der Folgezeit auftraten, ernteten wir Erfolg. Beim Wertungssingen in Grenzach am 18. Juli 1951 errang der Verein von 128 möglichen, 123 Punkte und die Note: "hervorragend". Das war der Höhepunkt im Vereinsleben und auch der Höhepunkt für den Dirigenten Ernst Ruf. Von diesem Tag wurde noch jahrelang gesprochen und gezehrt. Der Verein war auf seinem Höhepunkt angelangt und der Erfolg war ihm beschieden, wo immer er auftrat. Doch die Zeit schreitet weiter, die jungen Mädchen heirateten und zogen zum Teil auswärts, die jungen Burschen wendeten sich mehr dem neugegründeten Sportverein zu. Trotzdem war es dem Verein möglich, 1964 sein 40-jähriges Bestehen in würdigem Rahmen eines Festes, mit gesanglicher Unterstützung des Gemischten Chores Hüsingen, zu feiern. Drei Gründungsmitglieder, Emil Rüsch, Walter Kähni und August Kirchhofer, konnten für 40- jährige aktive Mitgliedschaft geehrt werden und wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Für 40 Jahre Passivmitgliedschaft wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt:
Eduard Brugger, Albert Mühlhaupt, Alfred Eichkorn, Reinhard Fröhle, Karl Keßler, Robert Keßler, Hermann Kuder und Friedrich Wilhelm Kähny.
In den 42 Jahren seines Bestehens hat sich der Verein immer bemüht, das Deutsche Lied als wertvolles Kulturgut zu hegen und zu pflegen, es in geselligen Stunden zu einem unvergessenen Geschehen jener Zeit zu machen, wo es noch kein Fernsehen gab und sich die Menschen auf dem Lande nur das bieten konnten, was sie sich selbst zur Unterhaltung schufen. Der Verein hat in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg jährlich mit Konzerten und Theaterstücken den Dorfbewohnern und darüber hinaus, wertvolles Lied- und Kulturgut geboten und ich glaube, keiner und keine möchte die Stunden missen, die er in dieser Gemeinschaft verbracht hat.
Sie sind wohl am besten interpretiert in den Worten der Gattin von Regierungsoberbaurat Eduard Hohler, die als Großstadtkind in den Wirren des 2. Weltkrieges zu ihren Landwirtschaft betreibenden Schwiegereltern kam und daselbst eine Arbeitskraft ersetzte, und nach 1947 dem Verein ihre wunderschöne Stimme zur Verfügung stellte.
Zum Abschied in ihren alten Arbeitskreis und Weggang von Adelhausen, sagte sie die Worte: "Es waren die für mich schwersten Jahre, aber auch die schönsten meines Lebens." Die Dirigenten des Vereins:

Ernst Rümmele, Lehrer 1924
Bauknecht, Lehrer, EichseI 1924 -1927
Robert Müller, Maulburg 1927 -1931
Joseph Dietrich, Lehrer, Nollingen 1931 -1934
Kohler, Grenzach 1934 -1935
Albert Scherer, Lehrer 1935 -1939
Ernst Ruf, Landwirt, Hüsingen 1947 -1966

Es ist zu hoffen, daß sich in unserem Dorf wieder einmal Menschen finden, denen das Lied, die Sprache der Seele wieder etwas bedeutet. Sie finden im Rathaus in Adelhausen, wohlverwahrt in einem Schrank schönes Liedgut, um es wieder neu zu beleben.

Quelle: Adolf Kähny; Chronik zur 800 Jahr Feier von Adelhausen; 1992