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Geschrieben von Max Schlenker nach Aufzeichnungen von Adolf Kähny

Eine kleine Geschichte Adelhausens (Teil 5)


1789 gibt es für Adelhausen eine administrative Neuerung: Unser Ort wird selbstständig und bekommt einen eigenen Vogt. Er ist fortan der Vertreter der Obrigkeit im Dorf. Doch ihm könnte bereits bewusst gewesen sein, dass seine Stellung bald auf der Kippe steht - auf der anderen Seite des Rheins bildet sich im gleichen Jahr eine Nationalversammlung, die das Feudalsystem aufhebt und Menschenrechte verkündet. Die Französische Revolution hat begonnen und ihre Folgen werden Europa völlig neu ordnen.

Im Laufe der Revolution gerät der französische König Ludwig XVI. immer mehr unter Druck. Er wendet sich an andere europäische Könige und fordert sie auf, gegen sein Land vorzugehen und die alte Monarchie wiederherzustellen. Doch diese reagieren nur zögerlich, wenngleich sie auch um ihre Stellung fürchten. Das Taktieren Ludwigs bleibt in Frankreich nicht unbekannt und so ist es die Nationalversammlung, die am 20. April 1792 Österreich und Preußen den Krieg erklärt.

Nach anfänglichen Rückschlägen dringt das Revolutionsheer im Juli 1796 bei Weil und Haltingen über den Rhein vor und besetzt die Rheintalorte ohne Widerstand. Es zieht weiter bis nach Schwaben und Bayern und kann erst bei Würzburg von Erzherzog Karl geschlagen werden. Die Franzosen ziehen sich nun ins Rheintal zurück und plündern die Gegend völlig aus. Bei Laufenburg überqueren sie den Rhein, um auf der fricktalischen Seite gegen Rheinfelden weiterzuziehen. Nach einem Tagesmarsch sind sie über die Säckinger Rheinbrücke wieder auf die rechte Rheinseite gelangt. Zwischen Wehr und Schwörstadt können die österreichischen Truppen sie nach Schopfheim abdrängen. Nach einer Niederlage bei Möhlin ziehen sie sich wieder auf die andere Rheinseite zurück.

Obwohl sich die Franzosen nun aus Süddeutschland zurückziehen, endet der erste Koalitionskrieg mit einer Niederlage Österreichs und Preußens. Denn ein gewisser General Napoleon Bonaparte hatte die Österreicher in der Lombardei entscheidend geschlagen. Die Friedensverhandlungen im Oktober 1797 führen jedoch zu keinem Erfolg und so bricht 1799 der zweite Koalitionskrieg aus. Erneut ziehen die Franzosen über den Scharzwald nach Schwaben, wo sie bei Stockach von Erzherzog Karl zurückgeworfen werden. Sie brechen also wieder über das Fricktal ein und schlagen in der Schlacht von Zürich die Österreicher endgültig. Am 9. Februar kommt es zum Frieden von Lunéville. 

Die Friedensbestimmungen sind wegweisend: Einerseits regeln sie die Eingliederung linksrheinischer Territorien in das französische Staatsgebiet und legen damit den Rhein als Staatsgrenze fest. Andererseits werden die Fürsten, die Gebietsverluste hinnehmen müssen, durch Säkularisation und Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien entschädigt. Es entstehen so völlig neue Grenzen. Das Fricktal wird etwa dem Kanton Aargau zugeschlagen. Das vorderösterreichische Oberamt Rheinfelden wird aufgelöst. Unsere oberrheinische Landschaft wird badisch. Markgraf Karl Friedrich von Baden ist durch Napoleons Gunst der erste Landesfürst des neuen Großherzogtum Baden. Auch die ehemalige Kameralherrschaft Rheinfelden wird 1803 badisch. Damit bricht eine neue Zeit für unsere Heimat an.

1811 stirbt Großherzog Karl Friedrich. Sein Nachfolger wird sein Enkel Karl. Dieser schlägt sich auf die Seite einer europäischen Opposition, die sich gegen Napoleon wendet, der mittlerweile halb Europa kontrolliert. Den vereinigten Heeren, verstärkt durch badische Husarenregimenter, gelingt es in der Völkerschlacht von Leipzig Napoleon eine schwere Niederlage zuzufügen. Seine letzte Schlacht verliert Napoleon bei Waterloo 1815 - im gleichen Jahr ordnet der Wiener Kongress die europäischen Verhältnisse neu.

Auch bei in unserem Dorf ist zu dieser Zeit viel in Bewegung. Manch einem sind die ewigen Kriegszeiten zu viel und er wandert aus. Im Pfarrarchiv in Eichsel sind in den 1820ern die ersten schriftlich festgehaltenen Auswanderer nach Amerika zu finden. Nachkommen dieser Auswanderer leben heute noch im Gebiet von Cincinnati, Ohio. Ein Großbrand im Hinterdorf, heutige Rheintalstraße, vernichtet am 17. Juni 1825 6 Häuser mit 9 Haushaltungen. Sämtliche Häuser werden ein Jahr später wiederaufgebaut; das ebenfalls abgebrannte Schulhaus wird an anderer Stelle neugebaut (darüber hatten wir bereits an anderer Stelle berichtet). Um bei weiteren Bränden besser geschützt zu sein, schafft die Gemeinde in Folge des Brands eine eigene Feuerspritze an.